
In einem Labor an einer
Universität kann es aber durchaus vorkommen, daß eine komplette
Anlage ein oder zwei Semester außer Betrieb geht, weil gerade kein
Projekt ansteht für die HPLC-Analytik.
Wenn dann der neue
Doktorand kommt und mit seiner Arbeit beginnen will, geht
erfahrungsgemäß erst mal gar nichts. Im ungünstigsten Fall hat der
letzte Anwender einfach alles abgeschaltet und die Anlage nicht
gespült, für die HPLC-Pumpe der GAU.
Möglichkeit 1: den
Kundendienst bestellen und die Pumpe komplett überholen lassen. Das
ist die sicherste und teuerste Methode.
Möglichkeit 2: Selbst
herausfinden, warum die Pumpe nicht fördert – und sie mit
einfachen Mittel wieder in Gang setzen. Das ist die billigste Methode, schlimmstenfalls kann man ja den Kundendienst immer noch rufen. Der wird die Pumpe mit einem Rundumschlag wieder zum Laufen bringen: neue Ventile, neue Kolben, neue Dichtungen. Ein bis zwei Tausender sind weg....
Wie funktioniert eine
HPLC-Pumpe? Zwei Kolben werden über eine Nockenwelle vor und
zurück bewegt. ( 1-Kolbenpumpen sind sehr selten geworden ) Sie
bewegen sich in einem Kopf, der jeweils ein Ein- und ein
Auslaßventil hat. Mit jedem Kolbenhub wird eine kleine Menge
Flüssigkeit angesaugt und in der Vorwärtsbewegung ausgestoßen.
Die Feinheiten der Regelung sollen an dieser Stelle nicht
interessieren. Die Kolben gleiten in einer Dichtung, die den
Kolbenraum nach außen abschließt, sonst könnte ja kein Druck
aufgebaut werden.
Es ist völlig sinnlos, an
dieser Stelle vorsorglich die Kolbendichtungen auszuwechseln, das hat
Zeit!
![]() |
Ventilkugel und Sitz |
Das
Gegenstück, der Sitz, ist farblos und ebenfalls aus Saphir. Die
durchströmende Flüssigkeit hebt die Kugel vom Sitz, in der
Gegenrichtung wird die Kugel auf den Sitz gepreßt.
Manchmal
sind die Ventile auch milchig-weiß, dann sind sie aus Zirkonium-
oder Aluminiumoxid, die Funktionsweise ist die gleiche und
nachfolgenden Hinweise gelten genauso.
Die Kugelventile
sind fast immer in einem kleinen Gehäuse verpreßt und lassen sich
nicht entnehmen. Das macht überhaupt nichts, denn wir wollen sie ja
nicht anschauen, sondern nur reinigen.
Ein
Ventil geht selten kaputt, es verschmutzt ganz einfach nur. Wurde
ein winziger Fremdkörper angesaugt, legt er sich zwischen Kugel und
Sitz und wird festgepreßt. Bei Pumpen, die längere Zeit nicht in
Betrieb waren, kleben manchmal nur die Kugeln auf dem Sitz fest. Es
gibt eine einfache Methode, die jeder Anwender selbst ausführen
kann, um die Ventile wieder gängig zu machen, ohne die Pumpenköpfe
zu zerlegen.
Gehen
Sie so vor:
Überprüfen
Sie zuerst, aber die Ansaugfritte (immer Ärger mit den Fritten ) überhaupt durchlässig ist: Die
Fritte in einen Behälter mit Flüsskeit legen, am Schlauch mit der
Spritze saugen, den Schlauchausgang unter das Niveau der Fritte
bringen. Es muß jetzt schwungvoll laufen. Haben Sie nur die
geringsten Zweifel, werfen Sie die alte Fritte weg, es lohnt
überhaupt nicht, hier zu sparen. -> Preise
Montieren
Sie den Ansaugschlauch wieder an der Pumpe und entlüften Sie den
Schlauch wie üblich.
Lösen
Sie die Verschraubung an den Außlaßventilen und schalten Sie die
Pumpe an. Das Motorengeräusch ist zu hören, aber es kommt keine
Flüssigkeit aus den Ventilen. Weil schon die Einlaßventile kleben,
wird nichts angesaugt. Manchmal hilft das Anheben des
Eluentengefäßes, um etwas statischen Druck auf die Ventile zu
geben, meistens hat das aber keinen Erfolg.
Nehmen
Sie jetzt eine der üblichen Entlüftungsspritzen aus dem Zubehör
der Pumpe und schrauben sie diese in eines der Auslaßentile, dann
ziehen Sie kräftig den Kolben auf.
Es
kommt nichts ? Dann sitzt das Einlaßventil sehr fest. Verfahren
Sie wie weiter unten beschrieben.
Es
kommt Flüssigkeit? Dann sind jetzt die Ventile frei und Sie
wiederholen den Vorgang auf der anderen Seite. Wenn Sie nun die
Pumpe einschalten und auf einen Fluß von 5 ml/min stellen, sollten
mit jedem Kolbenhub reichlich Flüssigkeit aus den Ventilen kommen. Drücken Sie mit dem analytischen Zeige- und Mittelfinger auf die Öffnungen: sind die Druckstöße in etwa gleich stark? Ein gutes Zeichen!
Es
ist unmöglich, mit der Spritze Flüssigkeit anzusaugen? Dann kleben
die Ventile sehr fest. Befestigen Sie die Spritze auf der
Einlaßseite der Pumpe und drücken Sie kräftig in die Pumpe hinein.
Durch das Kolbenverhältnis Spritze=groß Ventil=klein können Sie
einen sehr hohen Druck aufbauen, der die Ventilkugel mit Sicherheit
vom Sitz losreißt.
Montieren
Sie die Kapillaren wieder an den Auslaßventilen und irgendetwas an
den Ausgang der Pumpe, was einen Gegendruck von etwa 50 bar bei einem
Fluß von 1 ml/min erzeugt. Die Kugelventile brauchen etwas Gegendruck, um zu schließen.
Der
Pumpendruck wird jetzt wahrscheinlich um 20 bar oder mehr schwanken.
Das heißt, es wird gefördert, aber ungleichmäßig, weil die Ventile sind noch nicht
sauber sind, es gibt eine hohe Leckrate.
![]() |
Ventilkartuschen (links) und zerlegbare Ventile (rechts) |
Setzen
Sie einen Topf mit heißem Haushalts-Essigreiniger an, soviel, daß
es bei 1 ml/min bis zum nächsten Tag reicht. Pumpen Sie diesen
durch die Pumpe, nicht ohne vorher die Abschaltschwelle auf 10 oder 20 bar
zu setzen. Wenn alles klappt, wird die Druckanzeige am nächsten
Morgen stabil sein und kann verwendet werden. Warum ist das so?
Der
Italiener Giovanni Battista Venturi entdeckte, dass sich die
Fließgeschwindigkeit eines durch ein Rohr strömenden Fluids zu
einem sich verändernden Rohrquerschnitt umgekehrt proportional
verhält.
Also
auf gut deutsch: da wo es eng ist, fließt es schneller.
Und
am engsten ist es zwischen Ventilkugel und Sitz! Dort herrscht also
eine sehr hohe Strömungsgeschwindigkeit, so daß alles, was an
Schmutz dort ist, wie mit einem Hochdruckreiniger weggeblasen wird.
Das dauert natürlich seine Zeit, deswegen läßt man die Pumpe
sinnvollerweise über Nacht sich selbst reinigen.
Jetzt
kommen wir endlich zu den Kolbendichtungen: Hat der Vorbenutzer
keinen Puffer im System gelassen, sind die Chancen recht gut, daß
die Dichtungen nicht kaputt sind. Wenn sie richtig kaputt sind,
läuft es schon nach wenigen Minuten unter den Köpfen heraus. Dann
hilft alles nicht, die müssen ausgewechselt werden. Tropft aber
nach einer halben Stunde immer noch nichts, dann lassen Sie die Pumpe
über Nacht laufen. Ist am nächsten Tag immer noch alles trocken, machen Sie noch
einen Test bei Arbeitsdruck, hat die Pumpe jedoch nasse Füße, ist jetzt
der richtige Zeitpunkt, die Dichtungen auszuwechseln und bei der
Gelegenheit auch die Kolben zu inspizieren.
Ist
die Pumpe dicht, zeigt aber immer noch heftige Druckschwankungen,
bestellen Sie neue Ventile bei der Firma TECHLAB. Auf dieser Seite finden Sie auch weitere Hinweise zur Fehlersuche.
Nur
wenn erhebliche Druckschwankungen gleichzeitig mit einer Leckage
auftreten, ist die Kolbendichtung schuld, sonst nicht!

War dieser Tip hilfreich und hat Geld gespart? In diesem Buch gibt es noch mehr davon: